Projekte > Ein neues Meer

  • Blumenthal
  • 2017

Zum dritten Mal in Folge trat unsere Projektreihe Complicity mit einer Produktion an die städtische Öffentlichkeit. Am 9. Juni 2017 feierte "Ein neues Meer - Auf der Suche nach Revolution" im Alten Rathaus Blumenthal Premiere.

Seit Herbst 2016 setzten sich das Künstlerkollektiv „dreiprozentextra“ und Blumenthaler Schüler:innen mit dem Revolutionsbegriff auseinander. Entstanden ist ein überaus facettenreiches Stück Theater, das sich diesem schwierigen Thema performativ wie installativ näherte. Dabei speiste es sich vorwiegend aus den Ideen, Texten und Choreografien der Jugendlichen und beleuchtete so ihre ganz persönlichen wie unterschiedlichen Sichtweisen: Die junge Generation protestiert nicht mehr; sie formiert sich nicht gegen gesellschaftliche Ungleichheiten oder ungerechte Strukturen – das meint zumindest die Bildungsexpertin Ursula Frost, deren Beobachtung sich mit den Ergebnissen der letztjährigen europaweiten Jugendstudie des SINUS-Instituts deckt. Die im neuen Jahrtausend geborenen Heranwachsenden treibt eher eine Lust zum Funktionieren und ein perfektionistischer Ehrgeiz in der Beherrschung vorgegebener Systeme. „Neo-Konventionalismus“ nennt sich diese jugendliche Rück-Orientierung am Mainstream, die kein Bedürfnis nach kritischer Auseinandersetzung oder grundsätzlicher Abgrenzung hat. Kurz: Anpassung ist in, Revolution ist out.


Wenn Studien und Forscher allzu genau zu wissen glauben, wie Jugendliche ticken, sollte man misstrauisch werden. Also konfrontierten die Künstler:innen die zwei Dutzend Teilnehmenden im Alter von elf bis 14 Jahren mit den Vorstellungen und Bildern von Revolution und fragten dabei, was sie von dieser Art strukturelle Veränderungen herbeizuführen halten. Zunächst nicht sonderlich viel. Aufstandsmüdigkeit? Vielleicht. Aber da sind auch Zukunftsvisionen: Eine Sehnsucht nach mehr Gerechtigkeit, Toleranz und Frieden; der Wunsch, das bereits bestehende Gute zu verstärken und alles Schlechte abzulehnen. Nur – wie übersetzt man das in Handlung? Und womit soll man beginnen? Jim Morrison hat einen Vorschlag: “There can’t be any large-scale revolution until there’s a personal revolution, on an individual level. It’s got to happen inside first.”

Künstlerisches Team:
Laura Brust, Thorsten zum Felde, Birgit Freitag, Katharina Lackmann, Eva Matz, Silvan Stephan

Dramaturgie:
Dany Handschuh

Projektleitung:
Christian Psioda

Mit:
25 Schüler:innen der Oberschule an der Egge

„Ein neues Meer“ ist eine Koproduktion mit THEATER BREMEN und dreiprozentextra. Sie gehört zur Projektreihe Complicity, einer Initiative von QUARTIER im Bündnis mit dem Quartiersmanagement Blumenthal, dem DOKU Blumenthal und der Oberschule an der EGGE. Unterstützt durch Immobilien Bremen.
Gefördert im Programm „Künste öffnen Welten“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ). Die BKJ ist Programmpartner des BMBF für „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“.

Fotos:
Silvan Stephan